Glücklicherweise war ich nicht der einzige Nachzügler. So konnten wir zu zweit die „Verfolgung“ aufnehmen, er stemmte sich gegen den Wind und ich sicherte das Feld nach hinten hin ab. Die Taktik war
clever, was mich aber dazu verleitete die endgültige Streckenwahl (48, 79, 111 oder 153 km) noch etwas heraus zu zögern. Mal schauen, wie`s läuft (…und gelaufen wurde noch - viel!). Irgendwann, kurz vor Einsetzen des welligen Geländeprofils
verlor sich dann für mich der Volkssportcharakter – dringende Pause war nötig. Wiedermal der alte Fehler – VersorgungsENGpass. Blöd, wenn die Trinkflasche hinten in der viel zu ENGEN Tasche des viel zu kleinen Trikots steckt, falls
man die dann irgendwann mal draußen hat, kriegt man sie nicht wieder rein – also gar nicht erst versucht. Der Kollege spendierte mir noch einen seiner beiden Reserve-Riegel, ein Leberwurst-Brötchen stand auch noch zur Debatte (wahrscheinlich
wollte er nur Ballast loswerden – um dann, so wie vorher abgesprochen, endlich am ersten Hügel meinen schon leicht getrübten Blicken zu entschwinden). An dieser Stelle: Dank an FRANK – für`s Ziehen bis dahin. Ach so, die ersten beiden
Streckenteilungen waren natürlich schon längst vorüber, Frank wollte ja sowieso die ganz große Runde fahren.
Frisch gestärkt wollte ich jetzt aber auch noch auf den Collmberg.
Bis dahin gab`s aber noch ein paar giftige Rampen und immer noch straffen Gegenwind (grimmiger OST-Wind natürlich!). Schon an ersten Anstieg hinter Clennen, machten sich Krämpfe in den Oberschenkeln bemerkbar, wahrscheinlich weil ich aufgrund der
zu niedrigen Sitzposition die Beine nicht richtig strecken konnte. Mir, als neuzeitlich auf Trittfrequenz getrimmten Hobbyfahrer, der sich für Bergfahrten ergänzend zur Kompaktkurbel hinten auch noch eine 32er MTB-Kassette draufschraubt, war sofort
klar: unfahrbar mit 48/24 (wie haben das die Friedensfahrer damals nur gemacht, die hatten ja nicht mal Bananen?!). Ich erinnerte mich, dass ich wohl in der TOUR mal gelesen habe, dass bei der EROICA auch schon mal geschoben wird. Na also, das kann ich
aber auch. Zumal in Vorbereitung auf die kommende Berg(Wander)woche diese Art von Trainingsreiz völlig legitim ist. Nochmal in und hinter Mügeln und natürlich auch am Collmberg, wobei dessen Plasterbelag, in Verbindung mit neumodischen SPD-SL-Cleats
an den Sohlen, schon so etwas wie Eiskletter-Feeling vermittelte. Die letzten 10,5 Meter bin ich natürlich gefahren – bis an die Theke!
Hier oben war also Halbzeit – ein
echter Collm-inationspunkt also. Von jetzt an geht es nur noch bergab. Und im Norden soll`s ja auch schön flach sein. Hätte ich mal in Heimatkunde und Geo besser aufgepasst. Frisch betankt rollerte ich nun bis Schildau, ich weiß
nicht, ob ich da von echten Schildbürgern begrüßt worden bin, jedenfalls gab`s noch genug zu essen und zu trinken und das Sonnenlicht hat auch keiner in Eimern ins Rathaus getragen. Die hatten hier sogar Fenster! Der nördlichste Punkt
der Strecke war nun erreicht – endlich Heimfahrt! Die langgehegte Erwartung des Rückenwindes erfüllte sich aber immer noch nicht. Entweder fahren wir hier Zickzack oder der Wetterbericht war wieder für`n Arsch – dem ging`s allerdings
wiedererwartend noch ganz gut – Danke an BAUCHI für den gut eingeschaukelten Selle-San-Marco-Rolls-Sattel. Aber trocken bleibt es wohl bis ins Ziel. Davor kommt noch die letzte Verpflegung in FREMDISWALDE. Der Ort hatte seinen Namen völlig
zu Recht bekommen, weil, als Fremder stand man hier ganz schön im Wald – die Ausschilderung war nämlich plötzlich weg. Da knipste doch wirklich schon einer die Pfeile ab. Hatte ich jetzt ein Déjà-vu, bitte nicht schon wieder
den Besenwagen! Zum Glück fuhr hier der „Knipser“ nur mit dem Rad und ohne Besen. Den Kontrollstempel habe ich von ihm noch bekommen, aber die italienischen Momente im Leben schlugen trotzdem wieder voll durch: Flasche leer, habe
fertig! Da konnte mir der „Knipser“ aber auch nicht aushelfen, die Bar war geschlossen.
Also dann, frei von jeglichem Ballast, ab nach Hause. Erfreulicherweise nun auch mal Wind von
hinten. Die letzten Kilometer fuhr ich trendgemäß, wie es neudeutsch heißt, als FIXI oder Singlespeeder. Zum einen hatte ich eh` keinen Punch mehr, einen größeren Gang zu treten und zum anderen konnte ich mich auch kaum noch zu
den Unterrohrschalthebeln, deren Feststellrädchen ich nochmals mit aller Kraft festgedreht hatte, herunterbücken. Hurra! Ortseingangsschild PANITZSCH… ich wusste gar nicht, das Panitzsch SOOOOOOO groß ist. Aber irgendwann bin ich
dann doch auf dem Zielgelände angekommen, kaputt, aber glücklich!
FRANK war auch noch da und hatte derweil wohl schon einige Bier Vorsprung herausgefahren.
Nun, es blieb gerade noch Zeit für ein „Sturzbier“ und um ein paar von den Veranstaltern zu danken, dann musste ich auch schon wieder nach Borsdorf zum Bahnhof radeln.
Jetzt steht dem erfolgreichen – Zitat UBSER - Abschluss der hobbyleistungsfreizeitsportgeprägten “ersten Lebenshälfte” wohl nichts mehr im Wege!
In diesem Sinne
Eure wieder leuchtendROTE LATERNE
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